< WINDISCHER OZEAN
REVIEWS

„Mich begeistert, wie Wolfgang Temmel es schafft, aus unterschiedlichen musikalischen Versatzstücken mit leichter Hand eine faszinierende, vexierspielartige, eigenständige Musiksprache zu entwickeln – stets versehen mit einer guten Prise Humor und so erfrischender Gelassenheit.”

Mia Zabelka, Musikerin, Komponistin, Kuratorin

„Wolfgang malt musikalische Bilder, die einen immer auf eine schöne reise mitnehmen. Ich freu mich sehr mit ihm durch den Windischen Ozean zu schippern.”

Herwig „Fuzzman” Zamernik, Musiker, Produzent und Labelbetreiber

„Eine Wand des Heimstudios ziert – so stell ich mir das vor – Herrn Temmels Sammlung bezaubernder Ukulelen, natürlich in Petersburger Hängung. Ein Zitronenbäumchen auf einem altern Akkordeonkoffer könnte als Platzhalter mediterraner Tagträume das Herzlein wärmen. Warum ich auch ein Regal voller Blech- und Plastikspielzeug sehe, weiß ich nicht; vielleicht, weil sich mit dem nostalgischen Krempel auch fein musizieren lässt. Jetzt übertreibe ich, aber an der Decke braucht es noch ein wenig Fischernetz, zur Not auch Spinnweben. Darin verfangen: Herrn Temmels Sehnsüchte, Fantasien und Ticks, allesamt Stimuli für seine musikalischen Umtriebe.

Am meisten aber beflügelt ein bizarrer Globus den Zimmerreisenden, eine Weltkugel mit unbekannten Kontinenten, Ländern und Inseln, die es in der wirklichen Wirklichkeit gar nicht gibt, dafür aber haben sie alle schöne, vokalreiche Namen. Solch imaginären Geographien widmete Herr Temmel bereits das erstes Album – ‚Island Sessions‘ – seines Bandprojekts Clarance Wolof And The Passengers. Nun also der zweite Streich: ‚Windischer Ozean / Vindiški Ocean‘. Auch nach diesem Meer kann man lange suchen, oder aber man lokalisiert es sogleich dort, wo die Windischen, also slowenischen Volksgruppen daheim sind: in Slowenien, Kärnten und der Steiermark. Aus diesen Landstrichen stammen auch die Mitglieder des 21-köpfigen virtuellen Orchesters, das erst im Rechner zu einem realen zusammenwächst. Behauptet zumindest Herr Temmel. Ich als Freund englischer Bilderbücher bin mir aber sicher, dass auch Tiere mit im Spiel sind. Wenn etwa Dixieland erklingt, dann kann das Gebläse nur von einer possierlichen Mäuse-Combo stammen, die es sich in einem Eck des Studios gemütlich gemacht hat. In einem anderen Stück höre ich eine fidele Krokodil-Kapelle, und das Gesumme im ambientösen Wiegenlied ‚Zimmer mit Aussicht‘ könnte auch von einem downgepitchen Bienen-Chor sein. Aber was auch immer da sich in einer frappanten Vielfalt an Stilen und Genres entäußert: es ist Balsam für die Seele.

Dass so viel Warmherzigkeit ausgerechnet einem Projekt entströmt, das man auch in Kunstkategorien wie ‚soziale Plastik‘ und ‚Konzeptkunst‘ denken könnte, lässt mich nur noch mehr staunen. Und jubilieren. Noch nie war emphatischer Eskapismus so wertvoll wie heute. Ich werde bei Herrn Temmel anklopfen und um Asyl in seinem kleinen Reich bitten, vielleicht ist ja noch ein Plätzchen frei in der großen Trommel ...”

Fritz Ostermayer, Journalist, Autor, DJ und Musiker

„Mit Clarence Wolof alias Wolfgang Temmel und seiner fabelhaften Crew in See stechen, ferne Eilande ansteuern – (im Schaukeln der Wellen vielleicht auch einmal kurz ein bisschen seekrank werden) – und sich nicht immer ganz sicher sein, ob der malerische Sonnenuntergang und die exotischen Palmen nicht vielleicht doch eine famose Sinnestäuschung sein könnten – das ist magisch und gehört zu den schönsten Momenten, die die österreichische Musik zu bieten hat.”

Michael Neuhauser, ORF Ö1 Musikredaktion, Diagonal

„Lustige und lustvolle Musik aus ganzem Herzen, beflügelnd wie der Wind, der in die Segel bläst, auf dem Ozean, der nach ihm klingt, aber nicht heißt. Herrlich!”

Johann Kneihs, ORF Ö1 Redakteur, Spielräume

‚Wödmuzak‘, gut im Wind Schön einfach, einfach schön: Wolfgang Temmel alias Käpt'n Clarence Wolof nimmt Kurs auf den ‚Windischen Ozean‘.

Schon lustig: Beim Anhören der ersten Nummer denkt man sich sofort, das ist der Soundtrack für einen Abenteuerfilm im Kopf. Und gleich die zweite Nummer ‚Endless Western‘ klingt dann wie zur prompten Bestätigung so, als ob Franco Nero und Ennio Morricone gemeinsam um die staubige Saloon-Ecke biegen. Ja, auch im Wilden Weststeirischen ist hin und wieder High Noon.
Schon als Wolfgang Temmel alias Käpt'n Clarence Wolof zuletzt auf dem Album ‚Island Sessions‘ (2020) Kurs auf zwölf Inseln nahm, lobten wir die wunderbare Robinsonade. Nun also geht es weiter Richtung ‚Windischer Ozean‘. Aber ‚windisch‘? Darf man das heute überhaupt noch sagen, ohne ans woke Kreuz genagelt zu werden? Wolfgang Temmel, als Multikünstler immer ein Freidenker, der darf das ruhig. Der war schon im richtigen Sinn woke, da brodelte dieses Wort noch nicht einmal in Abrahams Wurschtkessel. Der hellwache Mann aus Wies mit der Ukulele in Händen darf das folglich nicht nur, weil seine Besatzung diesmal aus dem kreativen Dreiländereck Steiermark, Kärnten und Slowenien kommt. Und so segelt er als Clarence Wolof am Steuerrad also dahin mit seiner hochkarätig besetzten 20-köpfigen Crew, kreuzt zwischen Folk und Dixie, zwischen luftigem Jazz und lustiger Avantgarde, zwischen einer süßen ‚Potica‘ und – ja – einem ‚Windischen Walzer‘. ‚Wödmuzak‘ nennt Temmel diese so eigene Melange.
Erklärtes Lieblingsstück ist Nr. 8, ‚Slideshow‘. Als ob sich George Harrison und Claudio Monteverdi zu einem Dia-Abend getroffen hätten, um mit einem Mix aus dem Song ‚Piggies‘ und dem Liebesduett ‚Pur ti miro‘ melancholisch in Erinnerungen zu kramen. Und der Projektor rattert wie ein stures Metronom den Takt dazu. Langsam. Ruhig. Alt. Wie wir. Schön einfach. Einfach schön.”

Michael Tschida, Kleine Zeitung, Graz

          
︿